Der Bandscheibenvorfall ist eine Erkrankung der Wirbelsäule, bei der Teile der Bandscheibe in den Wirbelkanal – der Raum, in dem das Rückenmark liegt – vortreten. Im Gegensatz zur Bandscheibenprotrusion (Vorwölbung) wird beim Bandscheibenvorfall der Faserring der Bandscheibe (Anulusfibrosus) ganz oder teilweise durchgerissen, sodass das Bandscheibengewebe in den Spinalkanal treten kann.
Die Ursache ist oft eine Überlastung bei Vorschädigung der Bandscheiben. Ein Bandscheibenvorfall kann aber auch ohne äußeren Anlass auftreten. Symptome des Bandscheibenvorfalls sind starke, häufig in Extremitäten ausstrahlende Schmerzen, die oft mit einem Taubheitsgefühl bis hin zu Lähmungserscheinungenim Versorgungsgebiet der eingeklemmten Nervenwurzel auftreten. Eine Behandlung ist in den meisten Fällen konservativ möglich, schwere Vorfälle müssen operativ behandelt werden.
Das herausgedrückte Bandscheibengewebe, welches praktisch immer Anteile der Faserknorpelringe enthält, die um den so genannten Gallertkern herum konzentrisch angeordnet sind, drückt auf den Inhalt des Wirbelkanals und/oder die Nervenwurzel. Rückenmark, Dorsalwurzel, Spinalnerv, Bandscheibe, Faserring, degenerierter Gallertkern, dazwischen die Knorpelringe.
Klinisches Bild und Diagnose
Bandscheiben sind bradytrophe Gewebe, dass heißt sie werden nicht direkt aus dem Blutkreislauf heraus mit Nährstoffen versorgt, sondern durch Diffusion.
Hierbei spielen semipermeable Membranen, welche die Knorpelringe voneinander trennen die entscheidende Rolle. Durch Scherkräfte können diese Membranen einreißen, wodurch sie ihre Funktion verlieren und die Bandscheibe,inklusive Gallertkern der Bandscheibe (Nucleuspulposus) austrocknet. Wenn es zu einem Bandscheibenvorfall kommt ist der Gallertkern praktisch nicht mehr in seiner ursprünglichen Form vorhanden. Der Bandscheibenvorfall entsteht also meist aufgrund einer langjährigen Vorschädigung der Bandscheibe. Der Gallertkern (ca. 80 % Wasser) besteht bei der gesunden Bandscheibe aus einem gallertigen, zellarmen Gewebe und übernimmt bei Belastung, zusammen mit den Knorpelringen und den Membranen, die Funktion einer hydraulischen Kugel („Wasserkissen“). Die Wirbelkörper und Bandscheiben ermöglichen zusammen mit den kleinen, hinten liegenden Wirbelgelenken („Facettengelenke“) die hohe Beweglichkeit der gesamten Wirbelsäule und sorgen für ihre hohe Stabilität. Auf dieser MRT-Aufnahme sieht man im Segment des vierten und fünften Lendenwirbelkörper einen nach caudal (nach unten) geschlagenen Bandscheibenvorfall, welcher auch als Sequester bezeichnet wird.